Filmeinsatz im Unterricht

Kennen Sie das noch aus Ihrer Schulzeit? Das Rattern des 16mm-Projektors, wenn im Unterricht einmal ein Film gezeigt wurde, vielleicht mit einem leichten Rotstich in den Bildern? Die Arbeit mit dem Medium Film war damals eine Besonderheit im Unterricht. Die Lehrkraft musste eigens einen Vorführschein erwerben und damit nachweisen, dass sie den Projektor bedienen kann und verantwortungsbewusst mit den teuren Filmrollen umgeht. Fortbildungen dazu gab es seit den 80er Jahren bis weit ins DVD-Zeitalter hinein wie dieses Beispiel zeigt https://www.kinofenster.de/lehrmaterial/veranstaltungen/abrufveranstaltung_medienzentrum_korbach_kino_in_der_schule/

Heute ist dies kaum mehr vorstellbar. Mit Filmen im Unterricht zu arbeiten ist durch die Digitalisierung um ein Vielfaches leichter geworden. Über das Netz sind geeignete Filme nur einen Mausklick entfernt. Anstelle von rotstichigen Bildern erwartet uns das HD-Erlebnis auf der digitalen Tafel. Nie zuvor war es so einfach wie heute, das Medium Film für den Unterricht zu nutzen.

In diesem Modul erhalten Sie u.a. Tipps, wie Sie im Unterricht mit Filmen arbeiten können, wo Sie geeignete Filme finden und was Sie beim Einsatz von Filmen beachten müssen.

Chancen des Filmeinsatzes

“Schau´n wir heute ´nen Film?” – das ist eine Frage, die sicher jede Lehrkraft schon einmal gehört hat. Nun könnte man den Schülerinnen und Schülern zwar unterstellen, dass es ihnen in erster Linie vielleicht nur um eine Alternative zum normalen Unterricht geht. Aber warum nicht die Lust am Film für die thematische Arbeit nutzen, ohne dass die Stunde zu einem reinen Unterhaltungskino wird? Der Filmeinsatz in der Schule bietet viel mehr Chancen als ihn auf den obligatorischen Filmmarathon in der letzten Schulwoche zu reduzieren. Es gibt unzählige gute (Kurz-)Filme, die sich zur Behandlung unterschiedlichster Themen des Lehrplanes eignen. Die Freude am Film kann dabei genutzt werden, sich auf das jeweilige Stundenthema/ Lehrplanthema einzulassen. Das Medium Film ist dann eine Möglichkeit von vielen in einem Methoden- und Medienmix, das für die Unterrichtsplanung zur Verfügung stehen sollte. Eine einseitige Fixierung auf die Arbeit mit Filmen ist jedoch ebenso wenig wünschenswert wie ein kompletter Verzicht darauf.

Mit der Verwendung von Filmen knüpft die Lehrkraft an die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler an, für die Filme und Videoclips fest zum Lebensalltag gehören. Dabei hat sich in den vergangenen Jahren ein Wechsel vom reinen Konsumieren zum aktiven Gestalten vollzogen. Fragen Sie doch einmal, welche Schülerinnen und Schüler bereits selbst kurze Filme gedreht haben oder einen eigenen youtube-Channel besitzen. Sie werden möglicherweise überrascht sein!

Sind Primärerfahrungen bei bestimmten Themen nicht möglich, kann das Medium Film ein sinnvoller Ersatz sein. So ist es beispielsweise beim Thema “Jüdisches Leben” sicher eindrucksvoll, eine Synagoge zu besuchen. Doch dies ist nicht immer und überall möglich. Ein geeigneter Film, der Elemente einer Synagoge vorstellt und zeigt, kann in diesem Fall eine wertvolle Alternative sein. Fremde Kulturen können auf diese Weise “erlebt” werden, andere Lebensentwürfe und Biografien kennengelernt werden.

Ein weiterer Vorteil von Filmen ist, dass sie oft Emotionen wie Trauer, Freude, Wut, Empathie, etc. wecken. Wenn dies der Fall ist, werden sich die Schülerinnen und Schüler viel intensiver mit dem jeweiligen Inhalt auseinandersetzen.

Verortung des Filmes im Unterrichtsablauf

Eine Unterrichtsstunde gliedert sich in der Regel in verschiedene Phasen. Die Bezeichnungen hierfür variieren, entsprechen sich aber in ihrer Funktion. Für jede dieser Unterrichtsphasen kann der Einsatz eines Filmes geplant werden. Allerdings wirken sich die Anforderungen, die sich aus den verschiedenen Phasen ergeben, auf die Filmauswahl aus.

So sollte ein Film, der für den Unterrichtseinstieg verwendet wird, möglichst kurz sein, eine Frage aufwerfen oder ein Thema kompakt vorstellen. Eine lange Dokumentation ist für diese Unterrichtsphase ungeeignet. Hingegen lässt sich zum Beispiel mit einem kurzen Clip aus der Reihe “Katholisch für Anfänger” auf witzige Art und Weise Interesse an einem Thema wecken, das im weiteren Verlauf ausführlich besprochen wird.

Beispielsweise liefert der Clip zur Kirchensteuer https://www.youtube.com/watch?v=XJyvWKMafS0  zwar schon erste Informationen, diese gilt es jedoch dann im weiteren Unterrichtsgeschehen auszubauen, Meinungen der Schülerinnen und Schüler einzuholen und evtl. einen Blick auf die Steuereinnahmen und deren Verwendung in der eigenen Diözese zu werfen.

In der Erarbeitungsphase geht es darum, sich intensiv mit einem Thema auseinanderzusetzen, Wissen zu sammeln und zu strukturieren, etc. Dies kann mit einem Film geschehen, der ganz oder in Ausschnitten im Plenum gesichtet wird. Bei entsprechender technischer Ausstattung können einzelne Abschnitte auch auf verschiedene Kleingruppen verteilt werden. Verbunden mit der Sichtung sind in den meisten Fällen Aufträge, die in Einzel- oder Gruppenarbeit bearbeitet werden.

So können bei Sichtung des Filmes “Muslimische Lebenswelt” https://medienzentralen.de/medium34605/Muslimische-Lebenswelt beispielsweise durch Kleingruppen einzelne Aspekte wie Gebet, Regeln, Fasten,… bearbeitet werden.

Bei der Zusammenfassung oder Ergebnissicherung liegt der Gedanke an ein schriftliches Fixieren der Inhalte nahe. Doch auch mithilfe eines Filmes kann bereits Erarbeitetes noch einmal zusammengefasst oder wiederholt werden. So bietet z.B. der Film “Was glaubt man, wenn man jüdisch ist?” aus der Reihe “Willi will´s wissen” https://medienzentralen.de/medium7/Was-glaubt-man-wenn-man-juedisch-ist eine gute Möglichkeit, Inhalte der vorangegangenen Sequenz noch einmal zu wiederholen.

Für die Vertiefung oder den Transfer eignen sich Filme, die dazu herausfordern, das bisher Gelernte anzuwenden. Nach einer Beschäftigung mit den Zehn Geboten oder der Goldenen Regel kann das Wissen darüber beispielsweise in den Filmen “Finderlohn” https://medienzentralen.de/medium83/Finderlohn oder “Zehn Gebote für Jugendliche” https://medienzentralen.de/medium44390/Die-Zehn-Gebote-fuer-Jugendliche genutzt werden, um das Verhalten der Personen zu beurteilen, deren Entscheidungen zu reflektieren oder alternative Verhaltensmöglichkeiten zu überlegen.

Methoden für die Arbeit mit Filmen

Abhängig vom Einsatzort und vom Ziel des Einsatzes gibt es eine Fülle von Möglichkeiten, mit Filmen zu arbeiten. Ausgehend vom einfachen Filmgespräch und der Interpretation des Filmes kann es in der weiteren Beschäftigung mit dem Film darum gehen, das Gesehene zusammenzufassen, erworbenes Wissen festzuhalten, offene Fragen zu klären oder kreativ mit dem Film zu arbeiten, beispielsweise ein mögliches Ende für einen offenen Schluss zu finden.

Bei den Filmen der Medienzentralen finden Sie in den meisten Fällen bereits Ideen oder sogar fertige Arbeitsblätter, die Ihnen die Arbeit erleichtern. Je nach Film und Filmanbieter sind die ergänzenden Arbeitsmaterialien unterschiedlich umfangreich. Hier als Beispiel eine Arbeitshilfe zum Film “The witch”: http://www.materialserver.filmwerk.de/arbeitshilfen/The_Witch_A4.pdf

Eine gelungene und sehr umfangreiche Zusammenfassung von Methoden zur Arbeit mit Filmen bietet eine Broschüre von kinofenster.de, Bundeszentrale für politische Bildung und Vision Kino: https://www.kinofenster.de/download/methoden-der-filmarbeit.pdf

Die Filmhefte der Bundeszentrale für politische Bildung können ebenso als guter Ideengeber dienen, wie auch die Arbeitsmaterialien, die Sie bei kinofenster.de finden:

https://www.bpb.de/shop/lernen/filmhefte

https://www.kinofenster.de/lehrmaterial/filmhefte

Auf dem Buchmarkt findet sich weitere Literatur mit Ideen zum Einsatz einzelner Filme. Als Beispiel sei an dieser Stelle das Werk “Religionsunterricht mit Filmen” von Manfred Karsch und Christian Rasch genannt. Die Autoren liefern zahlreiche Ideen zur Arbeit mit verschiedenen Filmen, u.a. eine Sequenzplanung für den Einsatz des Films “Der Mann der 1000 Wunder” https://medienzentralen.de/medium116/Der-Mann-der-tausend-Wunder   Der Film wird dabei für die Sequenz in einzelne Abschnitte untergliedert, die sich zur Behandlung jeweils eines speziellen Themas je Unterrichtseinheit anbieten.

Der Vorschlag der Autoren zu einem Tagebuch für die einzelnen Personen im Spielfilm “Luther – Er veränderte die Welt für immer” https://medienzentralen.de/medium208/Luther ist ebenfalls ein sehr interessanter Ansatz.

H5P (Abkürzung von html5), eine freie Software zum Erstellen von interaktiven Inhalten für das Web, macht es mittlerweile möglich, Aufgaben, Erklärungen, Quizfragen, etc.direkt in die Videos einzubauen. So kann das Sichten der Filme interaktiv gestaltet werden. In diesem Youtube-Beitrag https://www.youtube.com/watch?v=9K-C02GExc8 wird gezeigt, wie ein solches interaktives Video erstellt werden kann.

Der Einsatz von Filmen und das Urheberrecht

Welchen Film darf ich im Unterricht zeigen? Zählt der Einsatz eines Filmes in einer Klasse als öffentliche oder nicht öffentliche Vorführung? Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigen sich Lehrkräfte schon seit Jahren, wenn sie sich Gedanken darüber machen, wie sie legal Filme im Unterricht einsetzen können.

Leider hat auch die Gesetzesänderung aus dem Jahr 2018 https://kurzelinks.de/urheberrechts-wissensgesellschafts-gesetz keine vollständige Klarheit gebracht, da diese aus dem jeweiligen Blickwinkel der Betroffenen (Schulen, Filmwirtschaft,…) unterschiedlich ausgelegt wird. Höchstrichterliche Entscheidungen fehlen bis heute.

Um sich einen Überblick zu verschaffen, was im Unterricht erlaubt oder nicht erlaubt ist, empfiehlt es sich, einen Blick in folgende Materialien zu werfen:

Was darf ich in der Filmbildung?: https://www.lwl.org/film-und-schule-download/sonstiges/FAQ_Was_darf_ich_in_der_Filmbildung.pdf

Medienrecht und Schule:

http://dozenten.alp.dillingen.de/mp/recht/medrecht+schule_alp.pdf

Fallbeispiele:

https://www.wer-hat-urheberrecht.de/infothek/infothek-fuer-lehrkraefte/fallbeispiele/

Wo finde ich geeignete Filme für den Unterricht?

Wer im Unterricht mit Filmen arbeiten möchte, sollte Wert auf eine gute Qualität der Filme legen. Es empfiehlt sich außerdem, auf Filme zurückzugreifen, die mit den entsprechenden Vorführrechten zur Verfügung stehen, damit nicht unbeabsichtigt Verstöße gegen das Urheberrecht unterlaufen. 

Eine erste Anlaufstelle hierfür sind die kommunalen Medienzentralen der Städte bzw. Landkreise und die konfessionellen Medienzentralen der Diözesen und Landeskirchen.

Die MitarbeiterInnen der Medienzentralen achten bei der Erstellung des Verleihangebotes darauf, dass die Filme für den Bildungsbereich geeignet sind und über die notwendigen Rechte verfügen. Viele Medienzentralen bieten mittlerweile ihre Medien auch zum Download oder Streaming an, so dass die Filme jederzeit verfügbar sind. Ein frühzeitiges Bestellen von DVDs entfällt auf diese Weise.

Eine Übersicht der konfessionellen Medienzentralen in Deutschland finden Sie unter www.medienzentralen.de

Informationen zu den Landesbildstellen und Medienzentren finden Sie unter https://www.bildungsserver.de/Landesbildstellen-Medienzentren-525-de.html

Zusätzlich zu den konfessionellen und kommunalen Medienzentralen gibt es noch viele weitere Anbieter. Beispielhaft seien an dieser Stelle genannt:

Bundeszentrale für politische Bildung: https://www.bpb.de

Landesmediendienste Bayern e.V.: https://www.mediendienste.info

Katholisches Filmwerk: https://filmwerk.de

FWU: https://fwu.de

Bundesverband Jugend und Film e.V: https://www.bjf.info

Dort können Sie entweder kostenlos bzw. durch einen jährlichen Mitgliedsbeitrag auf Medienangebote zugreifen oder Medien für den Unterricht käuflich erwerben.

Sendungen aus dem Schulfernsehen stehen mittlerweile häufig in den Mediatheken der Sender zur Verfügung. Mitgeschnittene Sendungen dürfen in der Regel bis zum Ende des auf die Ausstrahlung folgenden Schuljahres im Unterricht gezeigt werden.

Sendungen des Schulfernsehen finden sie beispielweise unter

https://www.planet-schule.de

https://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/schulfernsehen

Bisherige Erfahrungen

Viele von Ihnen haben sicher schon in der Vergangenheit mit Filmen im Unterricht gearbeitet. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht? Teilen Sie uns diese doch bitte anonym mit. Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen!

Öffnen Sie dazu die Seite www.oncoo.de oder nutzen Sie den QR-Code und geben Sie anschließend folgenden Code ein: jjwj

Beantworten Sie folgende Frage:

Mit welchen Filmen haben Sie bereits im Unterricht gearbeitet?

Schreiben Sie dazu immer nur einen Filmtitel in das Eingabefeld und klicken Sie danach auf den Button “Auf den Stapel”. Wenn Sie mir Ihrer Eingabe fertig sind klicken Sie “Alle an die Tafel”.

Gerne dürfen Sie auch noch folgende Frage beantworten:

Welcher Film kam bei Ihren Schülern und Schülerinnen am besten an?

Der Code zu dieser Umfrage lautet: 365m

Offene Fragen

Nutzen Sie diese Pinnwand unter https://kurzelinks.de/diskussionrelilabfilm um mit dem Autor des Beitrags zu diskutieren, Fragen zu stellen, eigene Erfahrungen einzubringen.

Autor

Oliver Ripperger ist Religionslehrer im Kirchendienst und seit 2012 Leiter der AV-Medienzentrale der Diözese Würzburg.

Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY-SA 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: „Filmeinsatz im Unterricht“ | Oliver Ripperger | relilab.org | Lizenz: CC BY-SA 4.0.

Die Lizenzrechte der Medien oder Materialien dieses Beitrags wurden recherchiert. Wenn sie dennoch andere Rechte aufweisen als angegeben, bitten wir zur weiteren Prüfung um eine kurze Rückmeldung an mail@relilab.org.

Barbara Mack
Barbara Mack

Dipl.-Theol., Religionslehrerin i.K., Referentin für Religionsunterricht und Digitalität
in der Abteilung Schule und Hochschule des Bistums Würzburgs.

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