Evaluation digitaler Kompetenzen

Wie steht es um die eigenen digitalen Kompetenzen?

Wer sich als Lehrperson im relilab auf einen Lernweg begibt, folgt bereits dem Impuls, das eigene Wissen und Können zu erweitern, die eigenen digitalen Kompetenzen zu entwickeln und diese auch fachdidaktisch zu konkretisieren. Gerade am Anfang eines solchen Weges lohnt es sich, die eigenen digitalen Kompetenzen grundlegend auf den Prüfstand stellen: Was kann ich schon, wohin will ich mich entwickeln?

Die Europäische Kommission hat mit dem SELFIE ein Framework zur Selbstevaluation zur Verfügung entwickelt. Mit SELFIE können sich Schulen und Lehrpersonen zum Stand ihrer eigenen digitalen Kompetenzen befragen. Das Modell setzt den Europäischen Referenzrahmen für digitale Kompetenzen von Lehrenden anschaulich und hilfreich um.

Die Kompetenzen unterteilen sich in sechs Bereiche:

  • Berufliches Engagement
  • Digitale Ressourcen
  • Lehren und Lernen
  • Bewertung
  • Befähigung der Lernenden
  • Förderung der digitalen Kompetenz der Lernenden

Im Hintergrund dieser sechs Bereiche, die im DigCompEdu (Digital Competencies Education)-Framework entwickelt wurden, stehen Fachspezifische Kompetenzen sowie Digitale Kompetenzen (allgemein) und Transversale Kompetenzen.

Einstufung im Kompetenzmodell

Die Einstufung im SELFIE for Teacher erfolgt in sechs Progressions-Stufen, die an den europäischen Referenzrahmen für Sprachen angelehnt sind – zwischen A1 und C2 werden sechs Rollen beschrieben und Entwicklungsmöglichkeiten aufgezeigt. Die folgende Übersicht zeigt die sechs Stufen in einer sehr allgemeinen Formulierung. Im DigCompEdu werden die sechs Stufen auf jeden einzelnen Kompetenzbereich und die darin beschriebenen Teilkompetenzen heruntergebrochen, so dass die Selbstevaluation ein äußerst differenziertes Bild der einzelnen Bereiche und Aspekte ermöglicht.

Einsteiger*in – Newcomer (A1)
  • Bewusstsein für das Potenzial der digitalen Medien, um die pädagogische und berufliche Praxis zu verbessern

  • Wenig aktiver Kontakt mit digitalen Medien

  • Nutzung zur Unterrichtsvorbereitung, Administration, Kommunikation

  • Notwendig: Hilfe und Ermutigung – Repertoire an digitalen Strategien erweitern – digitale Kompetenz im pädagogischen Bereich anwenden

Entdecker*in – Explorer (A2)
  • Bewusstsein für das Potenzial der digitalen Medien, Interesse für Einsatz in pädagogischer und beruflicher Praxis

  • Einsatz digitaler Medien, nicht umfassend oder konsistent

  • Notwendig: Ermutigung – Einblicke und Inspiration – Beispiele – Beratung unter Peers

Insider*in – Integrator (B1)
  • Experimentieren mit digitalen Medien auf verschiedenen Feldern und Bereichen

  • Kreative Nutzung zur Verbesserung im professionellen Bereich

  • Interesse an der Ausweitung des eigenen Repertoires an Praktiken

  • Fortschreitende Klärung und Verfeinerung in der Analyse von Situationen und pädagogischen Strategien und Methoden

  • Notwendig: Zeit – Experimentieren – Reflektieren – Ermutigung – Beratung und Wissensaustausch unter Peers

Expert*in – Expert (B2)
  • Kompetenter, kreativer und kritischer Einsatz einer Vielzahl von digitalen Technologien

  • Gezielte Auswahl von Medien, Methoden und Strategien, Bewusstsein zur Abwägung

  • Neugierde, Offenheit für neue Experimente, Kontinuierliche Erweiterung des eigenen Repertoires

  • Selbstverständliche Bereitschaft zur Unterstützung von Kolleg*innen

Leader*in – Leader (C1)
  • Konsistenter und umfassender Ansatz bei der Nutzung der digitalen Medien

  • Ausrichtung auf Verbesserung pädagogischer und beruflicher Praktiken

  • Breites Repertoire an digitalen Strategien, Klares Wissen um Angemessenheit

  • Kontinuierliche Reflexion und Entwicklung der eigenen Praktiken

  • Austausch mit anderen, enge Vernetzung, neue Entwicklungen und Ideen

  • Quelle der Inspiration für andere, freie Weitergabe der eigenen Expertise

Vorreiter*in – Pioneer (C2)
  • Infragestellung zeitgenössischer digitaler und pädagogischer Praktiken auf der Grundlage des eigenen Expert*innentums

  • Bewusstsein für Grenzen und Nachteile dieser Praktiken

  • Hoher Antrieb zu echter Innovation in der Lehre

  • Experimentierfreudigkeit – Offenheit für hoch innovative und komplexe digitale Medien

  • Entwicklung neuer pädagogischer Ansätze

Neugierig geworden?

Neugierde ist die erste und ideale Voraussetzung für den Beginn und die Fortsetzung eines Lernwegs, ganz gleich an welcher Ecke oder Stufe er beginnt, und wohin sich das individuelle Potenzial und Interesse entwickelt. Im relilab ist Lernen – im Teilnehmen und Teilgeben – auf allen Stufen und in allen Bereichen möglich. Besonders aber wird auch die fachdidaktische Diskussion und Durchdringung der Digitalen Kompetenzen auf die konkrete religionspädagogische Kompetenz hin thematisiert.

Keine Sorge vor zu viel Kompetenz: Auf dem Weg zum Niveau der Pioniere, der Native Speaker auf C2 ist für alle eine Menge zu lernen!

Vorreiterinnen und Vorreiter sind einzigartig und selten.
Sie führen Innovation an und sind ein Vorbild für jüngere Lehrkräfte.

DigCompEdu dt., S. 24

Quellen

  • Das leicht anzuwendende online-Tool SELFIE for Teachers unterstützt, die Selbsteinschätzung zu konkretisieren, indem es eine hilfreiche Auswertung zur Verfügung gestellt hat zur eigenen Kompetenzeinstufung. Dieses beinhaltet exakte Hinweise, worin mögliche, persönliche Entwicklungsfelder bestehen.
  • Hier geht es Direkt zur Selbstevaluation
  • Hier findet sich eine kurze Zusammenfassung auf zwei Seiten
  • DigCompEdu deutsch: Die Broschüre “Europäischer Rahmen für die digitale Kompetenz Lehrender” stellt das dem SELFIE vorausgehende Framework und das Kompetenzmodell ausführlich dar. Die auf dieser Webseite verwendete Grafik ist dieser Broschüre (CC-BY-4.0 gemäß Lizenzangabe) entnommen; die Beschreibungen der Niveaus folgen eng den darin formulierten Beschreibungen.
  • Für Bayern gibt der DigCompEdu Bavaria Hinweise für eine vertiefte Anpassung ans dortige Curriculum. “Der DigCompEdu Bavaria beschreibt und systematisiert diejenigen digitalen und medienbezogenen Kompetenzen, über die Lehrkräfte bei der Umsetzung ihres Bildungs- und Erziehungsauftrags in einer Kultur der Digitalität verfügen sollen. Er basiert auf dem „Europäischen Rahmen für die Digitale Kompetenz von Lehrenden“ (DigCompEdu), der mit Blick auf die bayerischen Gegebenheiten weiterentwickelt wurde. Der DigCompEdu Bavaria dient somit der Orientierung für Lehrende und Lernende in der Aus- und Fortbildung von bayerischen Lehrkräften.” Hier findet sich eine tabellarische Übersicht.

Zur Diskussion in der Matrix

Viera Pirker
Viera Pirker

👉Professorin für Religionspädagogik und Mediendidaktik
📍 Fachbereich Katholische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main
💡 Phasenvernetzung in der Lehrkräftebildung
👉Vizepräsidentin für Studium und Lehre an der Goethe-Universität