Anschrift
Universität Luzern
Religionspädagogisches Institut
Frohburgstrasse 3
CH - 6002 Luzern
Kontaktiere uns:
mail@relilab.org
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Warum soll ich denn Erklärfilme machen? Dafür gibt es zwei gute Gründe:
“Analoge” und digitale Möglichkeiten habe ich in der Überschrift geschrieben. Natürlich ist heute nichts mehr wirklich analog, niemand nimmt etwas auf Film auf, jedenfalls nicht in den Kontexten, um die es im Folgenden gehen soll. Deutlich machen möchte ich damit aber eine Unterscheidung zwischen der Aufnahme von etwas realem mit einer Kamera und der vollständig digitalen Online-Produktion andererseits.
Bevor ich dazu weiter aushole, sollte man sich im Bildungskontext grundsätzlich diese Frage stellen: Wer soll den Film eigentlich erstellen? Die Lehrkraft oder die Lernenden? Denn hinter dieser Auswahl steckt zugleich die Auswahl dessen, was mit dem Film vermittelt / erreicht werden soll:
Erklärfilme von Lehrkräften | Erklärfilme von Lernenden |
• Wissensimpuls oder Zusammenfassung • Hilfestellung in einer Phase der Erarbeitung • Möglichkeit der Binnendifferenzierung | • Ergebnissicherung • Präsentation neuer Inhalte • Ziel: Lernen durch Lehren |
Reflexionsfragen
Mit welcher Variante möchte ich mein erstes Projekt starten?
Probiere ich selbst eine Filmaufnahme oder lasse ich meine Lerngruppe filmen?
Übungsaufgabe
Recherchiere nach Erklärfilmen zu einem deiner aktuellen Unterrichtsthemen und verschaffe dir einen ersten Überblick über die Möglichkeiten.
Bei beiden Formaten muss dann wiederum die Entscheidung gefällt werden, in welcher Variante produziert werden soll. Ich bleibe zunächst bei den “analogen” Möglichkeiten und gebe am Ende dieses Lernmoduls einen Hinweis, wie vollständig digitale Erklärfilme gut produziert werden können.
Grundsätzlich hat man die Wahl zwischen Real-Aufnahmen (das kann eine Person oder auch eine Szene sein), der Stop-Motion-Technik und der Legetechnik. Im weiteren Verlauf werde ich zu allen drei Möglichkeiten praktische Tipps geben, aber zuerst einige allgemeine Hinweise, die sich für jede Filmaufnahme eignen, auch ganz unabhängig vom Erklärfilm.
Reflexionsfragen
Auch hier wieder: Mit welcher Variante möchte ich mein erstes Filmprojekt durchführen?
Was spricht mich am ehesten an?
Kann ich es mir grundsätzlich vorstellen, mich selbst vor die Kamera zu stellen?
Vor der Aufnahme steht die Planung. Dazu gehören, auch im professionellen Bereich, im Grunde vier aufeinander aufbauende Bestandteile:
Auch für kleinste Filmprojekte sollte gerade auf das Drehbuch nicht verzichtet werden, auch wenn man sich dann nicht sklavisch an seinen Text halten muss. Aber einmal für sich selbst notiert zu haben, was man sagen möchte, hilft dabei, zum einen keine der Inhalte zu vergessen und zum anderen die Zahl der Füllwörter wie „ähm“ zu reduzieren.
Soll der Erklärfilm als Projekt der Lernenden erstellt werden, muss zusätzlich abgewogen werden, wie viel Zeit zur Verfügung steht und wie eigenständig die Lerngruppe arbeiten kann: Wie schnell erarbeiten die Lernenden beispielsweise ein Drehbuch? Ist davor noch Zeit für Exposé und Treatment? Sollten diese beiden vielleicht besser in der Gesamtgruppe erarbeitet und angeleitet werden?
Reflexionsfragen
Bei welcher meiner Lerngruppen kann ich mir vorstellen, einen Erklärfilm als Handlungprodukt erstellen zu lassen?
Welche der vier oben genannten Bestandteile würde ich mit dieser Gruppe besprechen?
Übungsaufgabe
Notiere erste Stichpunkte für ein Filmprojekt, das du dir vorstellen kannst. Wichtig ist hier vor allem der zu sprechende Text (egal ob vor der Kamera oder off-Kamera. Skizziere außerdem ein Storyboard.
Die 5-Shot-Technik ist eine gute Möglichkeit, um einerseits Zusammenhänge darzustellen, andererseits wird durch diese Technik auch Spannung aufgebaut, daher ist sie für einen Erklärfilm nur bedingt geeignet. Ich möchte sie dennoch hier als Exkurs einfügen, da sie sicherlich für andere Filme im schulischen Kontext geeignet ist.
Die 5-Shot-Technik beantwortet in fünf verschiedenen Einstellungen nacheinander gewisse W-Fragen:
Reflexionsfrage
Für welches Filmprojekt könnte ich mir die 5-Shot-Technik vorstellen?
Wenn es etwas gibt, an dem ihr nicht sparen solltet, dann ist es: LICHT! Davon abgesehen, dass ein einfaches Ringlicht heute günstig über bekannte Internet-Warenhäuser zu beziehen ist, ist es wirklich essentiell. (Unter Umständen können Softboxen sinniger sein, dazu mehr unten bei den praktischen Tipps.)
Diese Ringlichter haben in der Regel auch eine Vorrichtung, in der das Handy eingespannt werden kann. Das hat den Vorteil, dass bei der Aufnahme sicher nichts wackelt. Nachteil ist, dass nur ohne Bewegung gefilmt werden kann. Möchte man dies, empfiehlt sich ein Gimbal, um größere Schwankungen auszugleichen.
Soll ohne künstliche Lichtquelle gefilmt werden bzw. sind Außenaufnahmen geplant sollte beachtet werden, dass man lieber an bedeckten Tagen filmt und nicht in der Mittagssonne, da sonst starke Kontraste = harte Schatten entstehen und bspw. Falten noch hervorgehoben werden. Auch sollte die Sonne nicht im Rücken des aufgenommenen Person stehen – dies gilt selbstverständlich auch für künstliche Lichtquellen!
In der nachfolgenden Galerie kann man erkennen, wie unterschiedlich die einzelnen Farbeinstellungen eines Ringlichtes wirken und auch, was passiert, wenn man zu dunkel aufnimmt und nachträglich versucht, die Filmaufnahme heller zu stellen:
Ein Hintergrund muss nicht unbedingt gekauft werden, mal sollte aber in jedem Fall darauf achten, vor welchem Hintergrund man aufnimmt. Warum? Darum:
Möchte man hingegen einen Hintergrund, bieten sich grundsätzlich Stoffe an: Angefangen bei einfachem schwarzen, über Motivstoffe bis hin zum Greenscreen ist alles möglich. Schwarzer Stoff hat gegenüber weißem oder anderen farbigen Stoffen den Vorteil, dass es auch in der Aufnahme wirklich schwarz ist, wohingegen ein weißer Stoff in der Aufnahme niemals wirklich weiß ist, da immer farbliches Licht aus der aufgenommen wird. Schwarzer Stoff schluckt dieses, weswegen er immer wirklich schwarz aussieht. Motivstoffe können eine nette Abwechslung sein und sind in vielen verschiedenen Varianten zu bekommen.
Greenscreen kann als Stoff ebenso gekauft werden wie als Roll-Up oder ähnliches. Man kann auch grüne Fleecedecken kaufen… Damit lassen sich dann später individuelle Hintergründe in das Video digital einfügen. Grün eignet sich deshalb, da dieser Farbton in unserer Haut und Haaren natürlicherweise nicht vorkommt. Werden Greenscreen-Aufnahmen gemacht, ist aber unbedingt darauf zu achten, dass keine grüne Kleidung getragen wird! Diese wird sonst später auch digital ersetzt – Videoschnitt-Programm können nicht unterscheiden, was Hintergrund und was Vordergrund ist – grün ist grün.
Für einen Stop-Motion-Film muss neben dem Hintergrund in der Regel auch der Untergrund bedacht werden, beides aber in einem deutlich kleinerem Rahmen als bei den Real-Aufnahmen. Es bietet sich beispielsweise an, eine kleine Bühne zu bauen, in der die austauschbaren Hintergrundbilder gut festgehalten werden, ähnlich einem Kamishibai (Erzähltheater):
Für den Hintergrund und Untergrund bietet sich dann beispielsweise Motivkarton aus dem Bastelbedarf an oder man sucht sich auf entsprechenden Internetseiten Bilder mit CC-Lizenzen und druckt diese aus. Neben diesen Bildern bieten sich dann Modellbaubedarf und Playmobil-Figuren an, um die Szene zu gestalten. Letztere gibt es mittlerweile auch in einer auseinanderbaubaren Variante, sodass sich immer neue Figuren zusammenstecken lassen.
(Zum Einsatz siehe auch die Bilder unten zum Stop-Motion-Film.)
Reflexionsfragen
Welches Material finde ich vielleicht schon in der Schule oder in meinem eigenen Haushalt, das ich nutzen kann?
Welche Materialien würde ich gerne haben in meinem Fundus, um sie für Stop-Motion-Filme zur Verfügung stellen zu können?
Übungsaufgabe
Skizziere verschiedene Szenen für Stop-Motion-Filme und notiere dir dazu das jeweils benötigte Material.
Für die Nachbearbeitung gibt es unzählig viele Programme und Apps…
Im Folgenden führe ich einige auf. Diese aber jeweils noch zu beschreiben und bewerten würde den Rahmen dieses Lernmoduls sprengen. Zudem hat jede*r andere Vorlieben bzw. Zugänge zu Apps – am besten probiert man einiges aus oder filtert nach konkreten Anforderungen an die Programm aus.
am Computer:
• Fotos (Win)
• Moviemaker (Win)
• iMovie (Mac)
• Adobe Premiere CC
• DaVinci Resolve
auf dem Tablet/Smartphone:
• iMovie (iOs)
• PowerDirector (Andoid)
• YouCut (Android)
• InShot
• Adobe Premiere Rush
• Adobe Spark Video
Reflexionsfragen
Welche Apps habe ich bereits auf meinem Smartphone oder Tablet installiert, die Videobearbeitung ermöglichen?
Wie gut komme ich mit diesen Apps bisher zurecht? Sollte ich mir ein Tutorial für eine oder mehrere Apps suchen?
Übungsaufgabe
Filme zwei, drei kurze Sequenzen von dem Ort, an dem du gerade bist und schneide sie anschließend in einer App – kürze die Sequenzen und erstelle einen Film aus deinen Sequenzen!
Die folgenden Auflistungen, zunächst allgemein für alle Techniken/Methoden, unten auch jeweils spezifisch, können als Checkliste für eigene Projekte dienen. Dabei sind sie dennoch sicherlich nicht vollständig sondern sollen als Ausgangspunkt dienen, um Checklisten für die eigenen Projekte zu erstellen
Bei einem Film geht es hauptsächlich um das visuelle. Daher gelten für den Einsatz von Text einige Regeln, um den Fokus auf dem Video zu halten. Text ist grundsätzlich nur eine Ergänzung:
Reflexionsfragen
Welche Fragen sind jetzt für mich noch offen?
Was müsste ich in technischer Sicht noch klären, damit ich in mein erstes eigenes Projekt starten kann?
Übungsaufgabe
Erstelle deine eigene Checkliste für dein erstes Projekt!
Eine rein digitale Möglichkeit, um Erklärfilme zu erstellen bietet sich über MySimpleShow.
Auf dieser Seite kann man seinen Text eingeben, die Software sucht dann zunächst selbständig nach passenden Bildern und animiert diese auch. Die Bilder können aber noch angepasst/ausgetauscht und ergänzt werden.
Zu MySimpleShow findet man online diverse Anleitungen und Hilfen, daher wird an dieser Stelle auf eine eigene Anleitung verzichtet.
Über die Reflexionsfragen sind sicherlich schon einige Gedanken in Gang gekommen zum Einsatz von Erklärfilmen im eigenen Unterricht. Nachfolgend sollen diese noch einmal mit einigen Stichpunkten angekurbelt werden:
Über ein Erklärfilm-Projekt erweitern die Schüler*innen ihre Kompetenzen insbesondere in vier Bereichen:
Didaktische Kompetenzen
Technische Kompetenzen
Inhaltliche Kompetenzen
Rechtliche Kompetenzen
Die konkrete Umsetzung eines solchen Projektes wird sicherlich immer von Lerngruppe zu Lerngruppe, von Fach zu Fach, etc. unterschiedlich ausfallen, aber grundsätzlich lassen sich die folgenden vier Phasen unterscheiden, von denen die Phasen zwei und drei den größten Zeitanteil beanspruchen:
Phase 1: Einführung (ca. eine Doppelstunde, evtl. plus Hausaufgabe)
Phase 2: Konzepterstellung (ca. zwei Doppelstunden, evtl. plus Hausaufgabe)
Phase 3: Videodreh (ca. ein bis zwei Doppelstunden, mögliche Klausur-Ersatzleistung)
Phase 4: Präsentation und Bewertung nach den festgelegten Kriterien
Abschließend noch ein paar Tipps:
Um das gesamte Thema Film im Unterricht etwas vor- und aufzubereiten, eignet sich die App TopShot. In dieser wird anhand gleicher bzw. ähnlicher Filmszenen verdeutlicht, welchen Einfluss etwa die Kameraposition, das Licht oder der Sound haben.
(Google Play Store / Apple App Store)
Eine mögliche Vorlage für ein Storyboard findet sich in der mediencommunity.
Weitere Tipps zum Drehen und Schneiden mit dem Smartphone gibt Lena Ohm in nebenstehendem Video:
Eine Liste möglicher Datenbanken, in denen Bilder, Videos und auch Audiodateien auflistet, findet sich nachfolgend. Die Datenbanken sollten als Ausgangspunkt für die Recherche verstanden werden – bitte jedes Mal individuell die Lizenz überprüfen!
Ein Beispiel für ein selbst durchgeführtes Erklärfilm-Projekt (zum Thema Religionskritik) hat Julia Glage in einem TaskCards-Board zusammengestellt und dokumentiert: https://www.taskcards.de/#/board/9c504c11-72f2-461a-819e-7c96b3c89996/view
Autorin: Elena Gielians
Lehrerin für Druck- und Medientechnik sowie Religion an einer berufsbildenden Schule in Hildesheim, Niedersachsen
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Unter Mitarbeit von: Lena Ohm
Multimedia-Journalistin und Redakteurin
Weiternutzung als OER ausdrücklich erlaubt: Dieses Werk und dessen Inhalte sind – sofern nicht anders angegeben – lizenziert unter CC BY-SA 4.0. Nennung gemäß TULLU-Regel bitte wie folgt: “Erklärfilme” | Elena Gielians | relilab.org | Lizenz: CC BY-SA 4.0.
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