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Universität Luzern
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Kirchen(raum)pädagogik (Projektbeschrieb)

Ein Projekt der Regionalgruppe Schweiz-Berlin-International

Didaktische Grundprinzipien der Kirchen(raum)pädagogik

Die Idee der Kirchen(raum)pädagogik ist grundsätzlich, die Sinngehalte von Kirchenräumen einer religiös und weltanschaulich pluralen Gesellschaft erfahrungsorientiert nahe zu bringen; der Kirchenraum soll dabei als «Glaubensaussage» erfahren und deutbar werden. In diesem Sinne zielt Kirchen(raum)pädagogik auf eine inszenierte, persönliche Begegnung ab. Sie richtet sich dabei an alle Altersstufen.

Von einer historisch-architektur-/kunstwissenschaftlichen Kirchenführung unterscheidet sie sich insofern, als sie auf die sinngebende Rolle unterschiedlicher Orte und Gegenstände für das «Heilige Spiel» im Kirchenraum eingeht und dazu die Wahrnehmenden in Beziehung setzt. In der evangelischen bzw. reformierten Tradition und in der katholischen Tradition unterscheidet sich die idealtypische Bedeutung des Raums:

katholischreformiert
Heiligkeit des RaumsTheologie des Exils
Weihe«Alltagsraum für Leid und Freud»
heilige Räumegeheiligte Räume

Dieser Unterschied spiegelt sich in den Begriffen Kirchenraumpädagogik (eher katholisch verwendet) und Kirchenpädagogik (eher auf evangelischer Seite verwendet), vgl. dazu Boehme 2020, https://doi.org/10.23768/wirelex.KirchenraumpdagogikKirchenpdagogik.200823. Im ökumenischen Projekt innerhalb des relilabs verwenden wir bewusst den Begriff Kirchen(raum)pädagogik.

Für die Erschliessung eines Kirchenraums und zur Ermöglichung einer persönlichen Begegnung, haben sich folgende didaktische Prinzipien bewährt:

  • von aussen nach innen
  • das tun, was dorthin gehört
  • Ganzheitlichkeit
  • von Empfindungen und Erlebnissen zu Erfahrungen
  • Aneignung statt Vermittlung
  • Verlangsamung

Vgl. dazu unter anderem:

  • Bucher, Anton A. et al. (Hg.): «Kirchen sind ziemlich christlich». Erlebnisse und Deutungen von Kindern. Jahrbuch für Kindertheologie Band 4. Stuttgart 2005.
  • Rupp, Hartmut (Hg.): Handbuch der Kirchenpädagogik. Band 1: Kirchenräume wahrnehmen, deuten und erschließen. Stuttgart 32016.
  • Ders. (Hg.): Handbuch der Kirchenpädagogik. Band 2: Baustile wahrnehmen – Zielgruppen beachten – Methoden anwenden. Stuttgart 2017.

Intention und didaktisches Setting des Projekts

Intention

Das Projekt zielt darauf ab, die erfahrungsorientierte Kirchenraumpädagogik in die digitale Sphäre zu transferieren und sie auf diesem Weg auch in Lernsettings ohne unmittelbaren Zugang zu einem Kirchenraum erlebbar zu machen. Um den zentralen kirchenraumpädagogische Dreischritt «Wahrnehmen, Verstehen, Aneignen» auch digital gewährleisten zu können, werden möglichst viele Sinne aktiviert (360°-Fotos, um das freie Umsehen in einem Raum zu simulieren, Höreindrücke durch begleitende Audio-Dateien, Fotos des Umfelds des Kirchenraums, …). Je nach Lehr-/Lernsetting (siehe im Anschluss) können Medien zur Erweiterung und Stärkung des Erfahrungsaspekts auch gemeinsam mit den SuS erarbeitet und vorbereitet werden; z.B. durch die Vorbereitung einer Materialkiste, die die «Düfte» eines Kirchenraums erzeugt (nur kath. Kirche: Weihrauch, Kerzen …) oder haptische Erfahrungen ermöglicht (z. B. poröser, kühler Stein; abgegriffenes Holz).

Festzuhalten ist, dass ein digitaler Zugang nicht alle Erfahrungsaspekte einer kirchenraumpädagogischen Führung abdecken kann. Wenn es aber gelingt – und darauf zielt das Projekt ab -, Bewusstsein für die besondere Sinngrundierung des Raumes zu schaffen und erste Hinweise für seine Erfahrung zu geben, die dann selbsttätig in einem Kirchenraum oder an einem kirchlichen Ort individuell vertieft werden können – dann ist bereits sehr viel erreicht.  

Didaktisches Setting

Das Projekt bereitet zwei Settings vor:

  • Digitale Kirchenraumpädagogik für eine spezifische Gruppe – für einen Einsatz z.B. im Rahmen des schulischen Religionsunterrichts. Hierfür erstellt die Projektgruppe anhand von zwei Kirchentypen aussagekräftige und exemplarische Ausführungen sowie didaktisches Begleitmaterial. Lehrpersonen werden dadurch befähigt, eine von ihnen ausgewählte Kirche selbständig kirchenraumpädagogisch für ihre SuS zu erarbeiten.  
  • Digitale Kirchenraumpädagogik mit einer spezifischen Gruppe – hier erstellt eine Lehrperson gemeinsam mit einer Gruppe eine kirchenraumpädagogische Führung für andere. Der Fokus liegt darauf, die Erfahrungsorientierung der Kirchenraumpädagogik als Anlass für die individuelle Reflexion («Was macht einen bestimmten Ort für mich «heilig» — und wie kann ich das vermitteln?) und so für einen verstärkten Lernprozess zu nutzen. Die von der Projektgruppe erstellten Beispielführungen können hier als Ausgangspunkt für die Konzeptionsphase der Gruppe genutzt werden. Didaktisches Begleitmaterial stellt sicher, dass die «Rahmenvorgaben» der Kirchenraumpädagogik durch die ausführende Gruppe nicht zu sehr verlassen werden.

Geplantes Projektergebnis

Ziel ist es, dass neben konkreten Anschauungsbeispielen auch ein Lernmodul entsteht, das in Aus- und Weiterbildung zum Einsatz kommen kann. Zusammen planen wir, dass die erforderlichen Materialien und Programme für eine Ausleihe zur Verfügung stehen. Das Endergebnis soll unter einer CC-Lizenz unter my.relilab.org publiziert werden.

Zurückgelegte Etappe

  • 24.11.2022: Vorstellung des Projekts im Rahmen des Regionalgruppentreffens Schweiz-Berlin-International. Entscheid darüber, wer definitiv am Projekt aktiv mitarbeiten möchte.
  • 15.12.2022: Virtualisierung der ev.-ref. Kirche in Rapperswil (Michael, Mirjam, David)

Zeitplan (nächste Schritte)

  • Januar 23: Virtualisierung der kath. Kirche in Birmensdorf (Michael, Annika, David)
  • Februar bis März 23: technische Umsetzung
  • April bis Mai 23: didaktische Einbettung und Veröffentlichung
  • 03.06.2023: Vorstellung des Ergebnisses im Rahmen der RG-Abschlussveranstaltung

Geplant ist eine arbeitsteilige und zugleich vernetzte Vorgehensweise mit drei Teilgruppen: a) Basics der Kirchen(raum)pädagogik, b) didaktische Umsetzung für verschiedene Altersgruppen, c) technische Realisierung mittels VR (AR hat sich als nicht niederschwellig genug herausgestellt.)

Zur Projektgruppe

Projektleitung: Michael Hartlieb (TBI Zürich), Mirjam Loos (Fachstelle Religionsunterricht der ev. Landeskirche Kt. Thurgau), David Wakefield (Religionspädagogisches Institut RPI in Luzern)

Projektgruppe: Ute Einsenack, Felix Lüthi, Helena Meier, Siegfried Falkner, Monika Regli, Annika Schmidt

Assoziierte Personen: Elena Gielias, Julia Glage, Viera Pirker und Friederike Wenisch

Linksammlung und Anschauungsbeispiele

Michael Hartlieb
Michael Hartlieb

Bereichsleiter «Theologische Grundbildung» am TBI. Zuständig für den Studiengang Theologie, für die ForModula-Module M 3 «Bibel verstehen» und M 4 «Gott und Welt verstehen», das Angebot Theologie 60plus sowie die E-Learning-Plattform «lernplattformreligion.ch» .